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Mittwoch, 24. Juni 2020

[Augen Teil 3]

Doch noch ein paar Worte zur Augenklinik in Sulzbach.
Ich hatte ja schon gesagt, dass sie besser organisiert waren. 
Auch auf Station war es ganz anders geregelt, als in Ludwigshafen. 
Die Ärzte kamen nie in das Zimmer, man wurde immer per Sprechanlage aufgefordert, vor dem Ärztezimmer Platz zu nehmen. 
Außerdem gab es ein extra Tropfzimmer, zu dem man in verschiedenen Abständen bestellt wurde. Außer, man war Bettlägrig, dann kamen die Schwestern auch ins Zimmer. Fand ich aber nicht schlimm, das vertrieb einem die Zeit und man bekam ungewollt ein bisschen Kontakt zu den anderen Patienten. 
Was die Toilettensituation angeht, war es leider nicht besser als in Ludwigshafen. Dort gab es im Zimmer keine Toilette, dafür aber auf dem Flur. Hier war es aber so, dass sich höchstens zwei Zimmer á vier Leute eine Toilette teilten. Auf einer Seite war die Toilette, auf der anderen eine Dusche. 
In beiden Krankenhäusern muss ich aber die Reinigungskräfte loben, die mind. 3-4x am Tag geputzt haben. Es wurde also mehr auf die Hygiene geachtet, was nicht immer so selbstverständlich ist und auch mal erwähnt werden sollte. 
Es gab in Sulzbach noch Privatzimmer, die aber natürlich gekostet haben. Da man aber nie länger als 3, 4 Tage dort ist, kann man das auch mal überleben, wie ich finde. 

Ich selbst würde also immer wieder nach Sulzbach gehen, wenn wieder etwas wäre. Eigentlich wollte ich dieses Jahr im Sommer einen Kontrolltermin ausmachen, aber Corona hat mir da die Lust daran genommen um ehrlich zu sein. 
Solange mein Augenarzt sagt, dass alles in Ordnung ist, werde ich nicht unbedingt hin fahren. 

Natürlich war meine Angst vor der OP sehr groß, da ich ja wieder befürchten musste, dass ich danach auch wieder nichts sehen kann. 

Ich brauchte 10 Tage, bis die Luft sich wieder in Wasser umwandelte, also dauerte das bei mir genauso lange wie Gas. Aber im Gegensatz zum linken Auge, kann ich mittlerweile wieder mit dem rechten Auge sehen. 
Das hat mich doch sehr erleichtert. Lesen ist zwar mittlerweile mit dem linken Auge möglich, allerdings müssen die Buchstaben größer sein und es ist sehr anstrengend. 

Ich bin seitdem regelmäßig beim Arzt - mittlerweile sind es nur noch 2x pro Jahr. Und bisher ist mein Augenarzt vor Ort auch immer sehr zufrieden. Im Juli habe ich den nächsten Termin. 
Allerdings bleibt die Angst vor der nächsten OP, die leider unumgänglich sein wird. Die Frage ist nur, wann genau es wieder soweit ist. Mit viel Glück habe ich die nächsten 10 Jahre meine Ruhe. 
Trotzdem beunruhigt mich der Gedanke, dass ich eines Tages doch blind werden könnte, so wie meine Großmutter von meiner Erzeugerseite. :/ Diese ist mit 50 erblindet und hatte ebenfalls Diabetes. 
Vor dem Erblinden habe ich große Angst, da es einen großen Einschnitt in mein Leben bedeuten würde. Ich habe jetzt schon das Lesen aufgegeben, da ich schon davor nicht mehr die Konzentration dafür hatte. Mittlerweile bin ich auf Hörbücher umgestiegen. 
Natürlich weiß ich nicht, wie es sich weiter entwickelt und vielleicht habe ich ja auch Glück. Aber es ist trotzdem ein beängstigender Gedanke. 

Die letzte OP ist jetzt fast 1 1/2 Jahre her, aber die ganze Odyssee hat einiges mit mir angerichtet. Ich bin Ärztemüde geworden und sehe Ärzte zur Zeit am Liebsten nur von hinten. 
Generell hat es mich mehr Kraft gekostet, als ich es mir eingestehen möchte. 
Seit den OPs bin ich wirklich super Lichtempfindlich geworden. 
Da reicht eigentlich nicht mal die dunkelste Sonnenbrille aus, mittlerweile trage ich immer eine Mütze oder Hut. 
In manchen Situationen fühle ich mich wie in einem Wimmelbilderbuch. Manchmal nervt es total im Supermarkt nach etwas Suchen zu müssen und wenn viel los ist (auf Festen z.B.) fühle ich mich manchmal einfach nur überfordert. 

Links habe ich jetzt einen leichten Silberblick, da sich die Sehkraft immer noch nicht verbessert hat. Aber ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt. 
Solange ich rechts noch einigermaßen sehen kann, komme ich mit der Situation klar. Bücher lesen ist immer noch nicht drin, aber Hörbücher sind ein guter Ersatz. E-Books sind auch kein Ersatz, da ich auch manchmal an Bildschirmen verschwommen sehe. Zeitschriften funktionieren aber ganz gut. Die Seiten sind nicht komplett gefüllt und es gibt auch viele Bilder, anstatt nur Text. 

Außerdem fühle ich mich manchmal, als hätte man mich in ein großes Wimmelbild geworfen und bin oftmals mit Situationen total überfordert. :/ 
Am Anfang hatte ich sogar Probleme damit, Leute zu erkennen. Konnte also durchaus passieren, dass ich Leute nicht gegrüßt habe, da ich mir nicht sicher war, ob es Freunde/Bekannte sind oder nicht. :/ 
Ich habe schon von Prosopagnosie (Gesichtsblindheit) gehört, hätte mir aber nie vorstellen können, selbst mal teilweise darunter zu leiden. 
V.a., wenn ich mit meinem Mann unterwegs war und ihn in der Menge verlor, habe ich immer auf die Farbe seines T-Shirts geachtet und dann dementsprechend darauf geachtet. Aber lustig ist das ganz sicher nicht, da man sich teilweise sehr unsicher und unwohl fühlt. 
Leider ist es tatsächlich so, dass meine Linse sich am eintrüben ist. Allerdings ist das jetzt keine Sache von Monaten, sondern von Jahren. Ich merke es auch noch nur, wenn es komplett dunkel ist und ich z.B. zum Fenster raus schaue. Im Hellen fällt mir das gar nicht mal so sehr auf. Es ist mir auch nur aufgefallen, als ich mal nachts nur das rechte Auge öffnete und alles so dunkel war. Als ich aber das rechte Auge schloss und nur durch das linke schaute, war das Licht ein ganz anderes, sonst wäre mir das nie aufgefallen. Es muss einem klar sein, dass ein Eingriff an den Augen nie ohne Folgen bleibt. 

Ich würde noch um eine Sache bitten: Ich beantworte gerne Fragen zu diesem Thema und tausche mich gerne mit anderen Betroffenen aus. 
Seit ich ein paar Beiträge auf Instagram darüber gepostet habe, hatte ich das Gefühl, dass es tatsächlich Leute gibt, die sich daran aufgeilen. 
Ich wurde ein paar Mal angeschrieben und es war immer die gleiche Geschichte: junge Diabetikerin, die ebenfalls eine Vitrektomie vor sich haben und wollen wissen, welche Erfahrungen ich damit gemacht habe. 
Ich antworte und freue mich, dass ich nicht die Einzige bin, aber es kommt keine Antwort und dann werden die Profile auch gelöscht. 
Was ist also mit den Leuten los? Kann man sich wirklich an einer OP-Geschichte aufgeilen? Was ist das denn bitte für ein komischer Fetisch? 
Denkt bitte daran, dass hinter diesen Geschichten echte Menschen stecken, die Angst um ihr Augenlicht haben. Das sollte nichts sein, worauf man sich einen wichsen sollte, um es mal ganz direkt auszudrücken. :/ Bitte denkt nächstes Mal daran, bevor ich andere belästigt.  

Falls ihr aber genauso betroffen davon seid oder eure Fragen ernst gemeint sind, bin ich immer bereit, darüber zu sprechen. :) 

Alles Liebe, eure Kate 


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Alles Liebe, eure Kate