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Mittwoch, 24. Juni 2020

[Augen Teil 2]


Im April 2018 wurde ich also zum letzten Mal gelasert und hatte im Juni 2018 den nächsten Kontrolltermin gehabt. 

Bis dahin hatte sich der Nebel im linken Auge zwar verzogen, aber ich merkte, dass ich nicht mehr so sehen konnte, wie vorher. Es wurde mit der Zeit auch nicht besser, ich wurde aber von Mal zu Mal vertröstet. Mein Diabetologe meinte damals zu mir, dass sich das nicht mehr bessern wird und ich fürchte, er hat leider Recht. 

An besagtem Termin ist mir dann auch endgültig die Hutschnur geplatzt. 
Es begann damit, dass ich aufgerufen wurde, den Arzt aber beim ersten Mal nicht sofort hörte, da es in diesem Moment ein bisschen lauter war. 
Eine andere (ältere) Patientin stand auf und fragte höflich nach, ob er sie gemeint sei. Der Arzt blickte sie an und meinte in einem arroganten Ton: "Na SIE sehen mir nicht so aus, als wären sie 1985 geboren worden.".
Die Frau meinte peinlich berührt, dass sie sich dann wohl verhört hätte (wer weiß, wie die Dame hieß, mich nennt man auch gerne Mal Krämer oder Kremer). Da meinte der Arzt zu ihr: "Ach, und Taub sind sie auch noch?" (weil ja auch jeder automatisch blind ist, der dort sitzt).

Ich möchte hier ein paar Worte an Ärzte und Schwestern richten. Ich weiß, dass euer Job sehr stressig ist und ich möchte wirklich nicht tauschen. 
Aber: bedenkt immer, dass viele Patienten in einer Ausnahmesituation sind. Selbst solche, die wütend aus eurem Arztzimmer stürmen sind meist total überfordert und fühlen sich manchmal nicht ernst genommen. Denn in einer Augenarztambulanz zu sitzen ist für viele keine normale Alltagssituation und viele machen sich große Sorgen um ihr Augenlicht. Also bitte seid nett zu den Leuten, andere Kollegen schaffen das ja auch. 

Ich klärte ihn also auf, dass er mich wohl gemeint hatte und es ging ins Ärztezimmer. Dort untersuchte er mich und anstatt der guten Nachrichten kam eine ganz üble: Ich solle am rechten Auge ebenfalls operiert werden (wieder eine Vitrektomie). 
Natürlich war ich davon alles andere als begeistert und für mich brach eine Welt zusammen. Ich hatte diese ganze Tortur mit dem Lasern unter anderem nur ertragen, weil ich mir immer wieder sagte: Lass dich lasern, sonst wirst du am anderen Auge auch noch operiert. 
Ich hatte große Angst, dass die OP am rechten Auge genauso schief gehen könnte, was er einfach nicht verstand. Er war sogar fast schon sauer, dass ich nicht bereit gewesen bin, mich gleich am nächsten Tag unters Messer zu legen. 
Dabei bat ich ihn einfach nur darum, mit der OP bis im nächsten Jahr zu warten, da ich in diesem Jahr einfach meine Ruhe haben wollte. Er erzählte mir gleich darauf von einer türkischen Patientin, die sich generell geweigert hätte, für ein, zwei Jahre in die Türkei zurück gegangen wäre und als sie wieder kam, war das Geheule groß gewesen. Rassistisch war der gute Mann also auch noch. 
Er meinte zum Abschluss, dass ich erst einmal "mit dem Gedanken schwanger gehen sollte" und gab mir einen neuen Termin im Oktober. Dafür, dass es ja ach so dringend gewesen war, hatte er auf einmal doch Zeit gehabt. 

Unverschämt fand ich auch die Sache mit der neuen Pupille. Wir hatten sie ersetzt, da nach einer Vitrektomie sich die Pupille nach und nach eintrüben kann. Um dies zu verhindern, gab es also links eine neue. 
Die ganze Zeit wurde mir angepriesen, dass wir dann ja meine Dioptrien auf die Hälfte runter setzen könnten und es hat auch tatsächlich funktioniert. 
Leider hat mir niemand erklärt, dass ich dann auch gleichzeitig weitsichtig werde, obwohl ich nie weitsichtig war und ohne Brille alles perfekt lesen konnte. 
Jetzt und mit dem Wissen der Optik klingt das alles plausibel, aber ich hätte mir einfach gewünscht, dass man mir auch die Nachteile aufzählt und nicht nur die Vorteile. 

Auch hier wieder ein paar Worte zu den Ärzten und Schwestern: 
Bitte bedenkt, dass eure Patienten sich im Ausnahmezustand befinden und meist keine Ahnung von dem haben, was ihr mit ihnen anstellt. 
Auch wenn es nervig ist, alles jeden Tag X-Mal für jeden erklären zu müssen, macht es bitte. Ansonsten müsste jeder Mensch ein Grundstudium in der Medizin absolvieren, um nachvollziehen zu können, was der Arzt einem da klar machen möchte. 
Auch etwas unglücklich ist der Satz: "Haben Sie noch Fragen?" In dieser Situation ist man erst einmal total überfahren und hat natürlich keine Fragen. Wenn dann noch die Angst dazu kommt, ist das Chaos perfekt. Es ist immer günstiger, die Patienten erst einmal in Ruhe darüber nachdenken zu lassen, meist kommen dann erst die Fragen. 
Kleiner Tipp an Patienten: Nehmt immer jemand zweites mit ins Arztzimmer. Spätestens jetzt mache ich das immer, egal, wie das aussieht. Das hat nichts damit zu tun, dass ihr zu dumm seid, alleine mit einem Arzt zu reden. Aber vielleicht hat eure Begleitung ja noch Fragen, die euch persönlich nie in den Sinn gekommen wären. Deshalb verstehe ich auch, warum gerade ältere Menschen gerne jemand jüngeres mit nehmen. 


Ich bin also total aufgewühlt und ratlos aus dem Arztzimmer gekommen und nach Hause gefahren, um mir mal wieder die Augen auszuweinen. (angeblich weint man in seinem Leben eine gewisse Anzahl an Badewannen voll - ich habe diese Zahl aber in dieser Zeit definitiv schon überschritten)
Ich fühlte mich fallen gelassen und nicht ernst genommen. Dann hat mir nie jemand so wirklich gesagt, was jetzt eigentlich mit meinem Auge los ist, warum ich nicht sehen kann. 
Anscheinend ist es eine Wasseransammlung, die sich gebildet hat. Dafür können die Ärzte im Klinikum nichts, aber ich hätte mir trotzdem ein bisschen mehr Kommunikation gewünscht, was das angeht. 

Irgendwie sind wir dann auf das Klinikum in Sulzbach/Saar gekommen. Das ist nicht allzu weit von uns entfernt (gute 1 1/2 Stunden) und ich wollte auf alle Fälle eine Zweitmeinung einholen, bevor ich mich wieder unters Messer lege. 

Also machte ich einen Termin aus, der ironischerweise am gleichen Tag war, wie der, den ich in Ludwigshafen hatte, den ich aber natürlich nicht wahr genommen habe. 
Meine Mum fuhr mich also hin und wir waren positiv überrascht von der Klinik. Während Ludwigshafen diesen alten Krankenhauscharme hat, dachte man in Sulzbach, man sitzt in einer ganz normalen Arztpraxis. Alles war so modern und hell, man fühlte sich gleich schon sehr wohl.
Auch die Organisation war um einiges besser, als in Ludwigshafen. 
Natürlich muss man in allen Krankenhäusern warten. Aber in Sulzbach haben sie mich zwischendurch mal in die Cafeteria geschickt, während wir uns in Ludwigshafen immer die Ärsche platt gesessen haben. Das fand ich schon mal sehr positiv. 
Generell waren alle dort sehr nett gewesen, die Saarländer sind für mich generell ein sehr nettes Völkchen. 

Auch die Ärzte dort meinten, dass eine OP leider unumgänglich wäre. Allerdings sahen sie es ein, dass ich nicht sofort operiert werden wollte (bis dahin hatten wir auch noch mal einen Urlaub gebucht, den ich gerne angetreten wäre) und für sie war es kein Problem, mich erst im neuen Jahr zu operieren. Sie meinten nur, ich solle nicht bis zum Sommer warten, das könnte schon zu spät sein. Aber das war für mich ja kein Problem, so lange wollte ich jetzt auch nicht warten. 

Leider konnte man noch nicht aufs neue Jahr zugreifen, aber ich sollte mich dann und dann telefonisch melden. Kleiner Tipp: lieber per Kontaktformular um einen telefonischen Rückruf bitten, da man so schneller durch kommt.

Der Termin war dann Ende Januar angesetzt. 
Auch hier kam wieder eine Spritze zum Einsatz. Während ich sie in Ludwigshafen aber zwei oder drei Tage vor der OP verabreicht bekam, wurde sie mir hier eine Woche vor der OP verabreicht. Wir haben das dann mit dem Vorgespräch kombiniert, sodass ich nicht zig Mal Hin und Her fahren musste. 
Ich wurde sogar schon Vor-Stationär aufgenommen, was in Ludwigshafen jedes Mal vor der OP geschah und mich noch nervöser machte. 
Hier klärten wir alles eine Woche vorher ab und ich musste am OP-Tag einfach nur dann und dann da sein. 
Als es um die Spritze ging, habe ich mir natürlich vor Angst fast in die Hosen gemacht. Sie gaben mir die Spritze sogar im OP, da nichts kontaminiert sein darf. 
Ich musste leider weinen, als ich auf die Liege gestiegen bin, weil ich solche Angst hatte. Aber die Schwestern versuchten mich zu beruhigen und eine meinte, dass die Ärztin, die mir die Spritze gab, die beste "Spritzerin" sei, die sie im Krankenhaus hätten. 
Und was soll ich sagen, die Betäubung war fast schon schmerzhafter als die Spritze selbst. Es ging auch ganz schnell und ich war einfach nur erleichtert, als ich es hinter mir hatte. 

Leider hat sie trotzdem eine Ader getroffen und ich sah danach schon echt heftig aus. :D 
Trotzdem ist es mir so herum lieber, wie beim ersten Mal. :/ 

Wir sind dann einen Tag vor der OP nach Sulzbach gefahren, was sich als Segen erweisen sollte. Wir in Rheinhessen haben im Winter kaum Schnee und sind es nicht mehr gewohnt. In Sulzbach hatte es aber ordentlich geschneit und wir waren froh, dass wir schon in Sulzbach selbst waren. 
Das Hotel war soweit sehr gemütlich gewesen und als wir essen waren, kam heraus, dass etliche dort absteigen, die sich in Sulzbach operieren lassen. 

Am nächsten Morgen packten wir alles soweit zusammen und ab ging es ins Krankenhaus. 
Leider wurde ich doch nicht wie verabredet als erste operiert, aber dafür als Zweite. Das ist mir immer noch lieber, als zuletzt operiert zu werden. :/ 
Auch hier waren alle sehr nett zu mir und ich habe mich ein wenig mit dem Personal unterhalten. Witzig fand ich, dass ich jedes Mal ein x auf die rechte Seite gemalt bekam, damit auch ja das richtige Auge jeweils behandelt wurde. :D Aber das ist ja auch für die Klinik selbst noch mal eine Absicherung. 

Die OP verging auch recht schnell und ich war gegen 14 Uhr wieder auf meinem Zimmer. Mein Mann hatte sich nur Sorgen gemacht, da ich eigentlich gesagt hatte, dass ich als Erste operiert werde. :/ 
Leider hatte ich nach dieser OP schlimme Schmerzen, was ja links überhaupt nicht der Fall war. Keine Ahnung, ob rechts vielleicht meine empfindlichere Seite ist, soll es ja geben. Ich war zwar total müde, konnte aber nicht richtig schlafen, da mein Auge vor Schmerzen gebrannt hat. :/ 
Im übrigen war hier noch unklar, was genau jetzt in mein Auge kommt: Zur Auswahl standen Silikonöl, Luft oder Gas. 
Ich wollte es erst nicht glauben, als der Krankenpfleger meinte, dass ich Luft im Auge hätte. Aber als mich der Arzt wegen der Schmerzen untersuchte, bestätigte er dies. Er verordnete mir Schmerztabletten, die mir auch endlich geholfen haben. Am nächsten Tag war allerdings wieder alles in Ordnung gewesen. 

Ich war hier keine drei Tage gewesen, ehe ich entlassen wurde. Generell hatte ich das Gefühl, dass in Sulzbach eine höhere Patientenfluktuation herrschte, während man in Ludwigshafen länger drin blieb. Hieß aber auch, dass man in Sulzbach nie das Zimmer für sich alleine hatte, wenn ein Zimmernachbar ging. 
Was jetzt aber nichts über die Qualität der Krankenhäuser aussagt. 
Generell hatte Sulzbach zu meiner Überraschung weiß-gelbes Bettzeug, während ich es von den anderen Krankenhäusern her kenne, dass sie strikt weiß sind. Das hat einem schon mal ein etwas heimeligeres Gefühl gegeben. 
Auch das Essen war sehr gut und reichhaltig gewesen. Ich kann zwar wählerisch sein, gebe mich aber trotzdem mit dem Zufrieden, was ich habe. 

Da der Eintrag auch wieder so lang geworden ist, gibt es noch mal einen dritten Teil. ^^" Jetzt gibt es aber erst einmal ein paar Bilder:

Nach der Spritze ins rechte Auge


Unser Hotelzimmer - ich hatte mit meiner Mum in einem Bett geschlafen. Für eine Nacht kann man das ja mal machen. 



Ein ungewohnter Anblick für Schneefreie Flachlandtiroler :D Außerdem das Krankenhaus um halb sieben Uhr morgens ^^


Hier waren sie nachts nicht so streng und ich hatte "nur" diesen Verband bekommen. 


Das Auge wird langsam, aber sicher besser. Das war etwa eine Woche nach der OP gewesen. 


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